Ort der besonderen Schätze

14.07.2023

Bad Münstereifel ist als Ausflugsziel, Kneipp-Kurort und als Geschichtsort vielen Menschen bekannt: Auf in einen Ort der besonderen Schätze.

Seit dem 14./15. Juli 2021 als das kleine Eifelstädtchen massiv durch die Starkregen- und Hochwasserkatastrophe getroffen wurde, richten sich alle Anstrengungen insbesondere auf den Wiederaufbau von geschädigten Wohn- und Geschäftsgebäuden und die öffentliche Infrastruktur. Die Frauen Unionen aus dem Mittelrhein und dem Bergischen Land informierten sich rund zwei Jahre nach der Naturkatastrophe über den bisherigen Wiederaufbau und besuchten dabei auch einen Ort der besonderen Schätze.  

Das Städtische St. Michael-Gymnasium im Herzen von Bad Münstereifel, eine der ältesten Schulen in Nordrhein-Westfalen mit 750 Schülerinnen und Schülern, wurde während der Naturkatastrophe schwer getroffen. Dieses Gymnasium beherbergt eine der wertvollsten Bibliotheken im Land Nordrhein-Westfalen: Im Jahr 1625 gründeten die Jesuiten das St. Michael-Gymnasium - damals das einzige Gymnasium zwischen Köln und Trier. Und damit beginnt die Geschichte der bedeutungsvollen Jesuitenbibliothek, die sich im Städtischen St. Michael-Gymnasium befindet.

Marius Schulten, Lehrer von 1979 bis 2012 am Städtischen St. Michael-Gymnasium, informierte die rund 30 Teilnehmerinnen an der Exkursion der Frauen Union über ausgewählte Werke, die durch ihre Bedeutung für ihre jeweilige Zeit, aber auch durch ihre Über-Zeitlichkeit, beeindrucken. Die Jesuitenbibliothek besitzt heute rund 1.800 Bücher aus der Zeit vor 1800, davon sind 400 Titel im 16. Jahrhundert erschienen. Die Schedelsche Weltchronik von 1493, die „Cronica van der hilliger Stat von Coellen“ aus dem Jahre 1499, der „malleus maleficarum“ (Hexenhammer) von Henricus Institoris, lange Zeit Leitfaden der Hexenverfolgung und eines der schwärzesten Bücher der Geschichte, Friedrich von Spees „Cautio Criminalis“, aussagekräftig in seiner Gegnerschaft zum Hexenhammer und für viele Gegner der Hexenverfolgung das Vorbild seiner Zeit, der Novus Atlas von 1634 oder die Neumenfragmente, eine besondere Rarität für alle Musikforscherinnen und -forscher - das und vieles mehr hat die Jesuitenbibliothek in Bad Münstereifel zu bieten. Die Jesuiten-Kolleg-Bibliothek besitzt sogar ein Buch Melanchthons, auf dessen Vorsatzblätter der Reformator eigenhändig ein Widmungsgedicht niedergeschrieben hat.

Natürlich sind die genannten Kostbarkeiten in einem dicken Panzerschrank geborgen. Und wie sollte es auch anders sein? Selbst dieser Panzerschrank ist mittlerweile eine Rarität.

Marius Schulten: „Uns alle verbindet die Freude an Büchern und die Freude am Lesen. Und wir sind glücklich, dass wir diese Bibliothek an diesem Ort in Bad Münstereifel wissen. Wir nehmen diese Freude als Verpflichtung, diesen kostbaren Bestand an Büchern weiterhin sorgsam zu pflegen und der Öffentlichkeit behutsam nahe zu bringen.“

Die Jesuitenbilbiothek in Bad Münstereifel