„Windenergie: Von Borkenkäfern zerstörte Forstflächen behutsam für Windenergie öffnen“

15.10.2021

Von Januar 2021 bis September 2021 wurden in Nordrhein-Westfalen 50 neue Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 195,2 Megawatt installiert. Das am dichtesten-besiedelte Bundesland belegt damit im bundesweiten Vergleich Platz 3 hinter Brandenburg und Niedersachsen. Damit liegt der Zuwachs an Erneuerbaren Energien aus Windkraft in Nordrhein-Westfalen bereits zum September 2021 über der Leistung im gesamten Jahr 2020 (2020: 132,4 Megawatt).

„Die Energieversorgung eines Staates, seiner Bevölkerung und seiner Unternehmen gehört zu den grundlegenden Aufgaben der Politik. Ziel darf und muss es sein, die Energieversorgung weitestgehend autark von Importen aufzustellen und langfristig zu sichern. ‚Sicher, sauber und bezahlbar‘ – das ist der Dreiklang für die Energieversorgung und zugleich der politische Handlungsauftrag, den wir als Frauen Union Nordrhein-Westfalen sehen.“, so Ina Scharrenbach, Landesvorsitzende der Frauen Union Nordrhein-Westfalen.

Und weiter: „Wir gestalten in Nordrhein-Westfalen die Energiewende – mit Windkraft, Sonne, Geothermie und perspektivisch auch Wasserstoff. Dabei ist kein anderes Bundesland derart dicht besiedelt wie Nordrhein-Westfalen. Das erfordert insbesondere bei dem weiteren Ausbau der Windenergie ein besonderes Augenmaß. – auch bei der weiteren Entwicklung. Die Frauen Union Nordrhein-Westfalen spricht sich daher für eine behutsame Öffnung der Forstflächen, die vom Borkenkäfer zerstört sind für Windenergie aus. Damit können wirtschaftliche Perspektiven für Eigentümerinnen und Eigentümer geschaffen und der weitere Windenergieausbau maßvoll ermöglicht werden.“ Eine Öffnung von Waldflächen in Naturschutzgebieten für Windenergie schließt die Frauen Union Nordrhein-Westfalen aus.

Die Frauen Union Nordrhein-Westfalen hat einen Antrag für den Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen, der am 23. Oktober 2021 in Bielefeld stattfinden wird, gestellt, der genau das zum Ziel hat: Eine behutsame Öffnung der vom Borkenkäfer zerstörten Forstflächen.

Scharrenbach weiter: „Nordrhein-Westfalen verfügt im Bundesländer-Vergleich mit rund 26,7 % über nur einen geringen Waldanteil an der Landesfläche. Gleichzeitig sehen wir, dass vielerorts, insbesondere im Sauerland, der Borkenkäfer massive Schäden verursacht hat. Familienbetriebe, die seit Generationen von der Forstwirtschaft leben, gehen in eine unsichere wirtschaftliche Zukunft. Wiederaufforstung und Windenergie können zusammen gehen. Auf dem Weg dahin sind noch viele Details zu klären und Gespräche zu führen, dass wissen wir. Aber das Signal ist entscheidend.“
Um im dicht-besiedelten Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Menschen auf der einen Seite und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auf der anderen Seite herzustellen, hat die CDU/FDP-geführte Landesregierung Nordrhein-Westfalen einen Schutzabstand von 1.000 Metern zwischen Wohnbebauung und Windenergie geschaffen. Den hält die Frauen Union Nordrhein-Westfalen unverändert für richtig.


Hintergrund:
Nordrhein-Westfalen (NRW) hat eine Fläche von 34.112 km² und ist damit das viertgrößte deutsche Bundesland. Mit einer Einwohnerzahl von rund 17.947.000 und einer Einwohnerdichte von 526 Einwohnern pro km² ist es das bevölkerungsreichste Bundesland mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Standen im Jahr 2000 gerade einmal 1.192 Windenergieanlagen in unserem Bundesland, waren es Ende 2020 bereits 3.818 Anlagen. Die installierte elektrische Leistung belief sich im Jahr 2020 auf 6.174 Megawatt, 2016 waren es noch 4.604 MW bei 3.345 Anlagen.

In Deutschland ist Wald im Sinne des Bundeswaldgesetzes jede mit Forstpflanzen bestocke Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verdichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und diesem dienenden Flächen. Der Waldanteil in Nordrhein-Westfalen liegt derzeit bei 26,7 % (Stand März 2020). In Thüringen (34,0 %), Sachsen (28,9 %), Sachsen-Anhalt (26,0 %), Niedersachsen (25,3 %), Mecklenburg-Vorpommern (24,1 %) Hamburg und Bremen (11,0 %) und Schleswig-Holstein (11,0 %) ist Wind im Wald derzeit unzulässig. Damit dürfen in sieben von 16 Bundesländern Windenergieanlagen im Wald nicht errichtet werden.

In Nordrhein-Westfalen dürfen Waldbereiche für die Windenergienutzung seit Juli 2019 nur noch in Anspruch genommen werden, wenn dafür der Bedarf nachgewiesen wird und dieser nicht außerhalb von Waldbereichen realisierbar ist. Von den 3.818 Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen stehen 92 Anlagen im Wald.

Auch wenn Nordrhein-Westfalen zu den Bundesländern mit einem eher geringen Waldanteil an der Landesfläche gehört, zeigt sich infolge von Dürre und Kalamitäten, dass zahlreiche forstwirtschaftliche Flächen derzeit untergenutzt sind. Hier gilt es, den Eigentümerinnen und Eigentümern wirtschaftliche Perspektiven für die Zukunft zu geben. Aus Sicht der Frauen Union Nordrhein-Westfalen erfordert es einen Grundsatzbeschluss der CDU Nordrhein-Westfalen, den Ausbau von Windenergieanlagen auf forstwirtschaftlich genutzten Flächen zu ermöglichen.

Eine Öffnung von Kalamitätsflächen für eine Nutzung mit Windenergieanlagen erfordert eine Änderung des Landesentwicklungsplanes sowie der Herstellung eines Konsenses - insbesondere über Artenschutz- und umweltpolitische Belange. Rund zwei Drittel des Waldes in Nordrhein-Westfalen befinden sich in Privatbesitz, rund 30 Prozent gehören dem Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen. Die Kommunen besitzen rund 16 Prozent der Wälder.


Bundesland
(onshore) Leistung (in Megawatt) Anzahl der neu installierten Anlagen
Januar -  September 2021
Brandenburg 308,0 76
Niedersachsen 272,9 71
Nordrhein-Westfalen 195,2 50
Schleswig-Holstein 192,2 49
Baden-Württemberg 93,3 23
Mecklenburg-Vorpommern 70,1 19
Sachsen-Anhalt 65,2 17
Rheinland-Pfalz 51,9 13
Thüringen 41,0 9
Hessen 36,2 10
Bayern 26,9 8
Sachsen 0,8 1
Berlin 0,0 0
Bremen 0,0 0
Hamburg 0,0 0
Saarland 0,0 0
Summe 1.353,6 346

Quelle: https://www.windbranche.de/windenergie-ausbau/bundeslaender